Aug 31, 2018
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Die verflixte Sache mit dem Loslassen
Kennt Du das? Irgendjemand hat doch zu Dir bestimmt auch schon mal
gesagt: „Da musst Du jetzt einfach mal loslassen!“ Oder noch
besser: „Ich weiß, dass das schwer ist, aber Du solltest ihn (oder
sie) wirklich loslassen!“
Warum denn eigentlich? Warum sollen wir immer das loslassen, was
wir besonders dringend haben wollen, was uns unter den Nägeln
brennt, oder absurder Weise diejenigen die wir lieben?
Und die Frage, die direkt daran anknüpft, wie genau soll es denn
funktionieren die Menschen, die uns am Herzen liegen,
loszulassen?
Ich gebe zu, ich habe den Ratschlag LOSZULASSEN auch schon erteilt
und bin selbst schon verzweifelt, wenn ihn mir jemand gegeben
hat.
Warum ist das so absurd schwer?
Weil uns die Angst im Nacken sitzt. Der Verlust, vor dem wir uns ja
eigentlich schützen wollen, steht mit der Bereitschaft loszulassen
gefühlt direkt bevor.
Und, was die Sache noch komplizierter macht, es gibt ja wiederum
auch den gegenteiligen Ansatz zu sagen, dass man für die wichtigen
Dinge im Leben kämpfen muss bis zum Äußersten. Dass man nichts
geschenkt bekommt, sondern oftmals an die Grenzen gehen muss, um
etwas zu erreichen, oder mindesten einen langen Atem haben
sollte…
Wie sollen wir uns im Dilemma „Loslassen“ oder „kämpfen“ richtig
entscheiden - und wie in Gottes Namen, geht dieses verfluchte
LOSLASSEN?
Wir haben eine mögliche Antwort für Dich und werden auch versuchen,
sie Dir zu erklären: Es ist völlig egal für welchen Weg Du
Dich entscheidest, denn beide Wege führen zum Ziel!
Die Frage ist nur was das Ziel des Weges sein wird. Denn die
Zukunft ist etwas, was wir nur bedingt beeinflussen können, genauso
wie die Entscheidungen, die ein anderer Mensch vielleicht trifft.
Kein Ratschlag dieser Welt kann beeinflussen ob das Ziel und Deine
Wunschvorstellung von dem Ziel am Ende übereinstimmen werden.
Darüber hinaus solltest Du Dir die Frage stellen, wie schmerzlich
oder anstrengend der Weg zum (unbekannten) Ziel sein soll, denn das
allein beeinflussen wir mit der Wahl zwischen Kampf und
Loslassen.
Das hilft jetzt noch nicht direkt weiter, wenn Du grade vor der
bangen Frage stehst, ob Du Loslassen oder Kämpfen sollst.
Was könnte also helfen?
Deine Intuition könnte helfen. Ja-schon klar, auf die verlässt man
sich nicht immer gerne, denn das ist ja nur ein Gefühl, und die
können so verdammt trügerisch sein. Außerdem könnte man mit ein
bisschen Kampfesgeist ja noch Parameter ändern, so dass die
Intuition dann ja ganz neue Ausgangswerte hätte, um eine
Entscheidung zu treffen.
Und schon geht es wieder von vorne los…
Wir verraten Dir, woran wir glauben:
Wir glauben, dass jeder von uns auf jede Frage die Antwort längst
weiß, wir hören nur so selten auf uns.
Du kennstt doch bestimmt dieses spontane Bauchgefühl, wenn Du vor
einer Entscheidung stehst?
Ist das Bauchgefühl – die Intuition, im allerersten Augenblick in
dem Du über etwas nachdenkst positiv, dann halte daran fest und
kämpfe. Ist die Intuition negativ, dann lass los, denn dann hast Du
Dich eventuell in etwas verbissen, was ein wenig Abstand zu Dir
braucht. Vielleicht entfernt es sich dann ganz, vielleicht kommt es
aber auch wieder näher.
Versuche ein erstes negatives Gefühl nicht mit Aktionismus zu
übertölpeln, sondern halte inne, und lasst los.
Und da ist es, das Loslassen - von dem ja keiner so genau sagen
kann, wie es gehen soll.
Für uns bedeutet „Loslassen“ den Fokus von einer Idee oder einem
anderen Menschen zu nehmen und zurück auf uns selbst zu
richten.
Das Glück kann ich offensichtlich in diesem Moment nicht in der
Erfüllung der Idee finden – denn da stoße ich auf Hindernisse,
Abwehr oder allgemeine Schwierigkeiten, also wende ich mich von der
Idee ab und mir zu.
Stell es Dir ruhig so vor, als würdest Du auf etwas blicken (zum
Beispiel einen Menschen, von dem Du irgendetwas ganz dringend haben
willst) und dreh Dich dann um 180Grad um die eigene Achse und
blicke in einen Spiegel, der hinter Dir steht und in dem Du Dich
jetzt sehen kannst.
Stell Dir selbst jetzt die Fragen, die DU von dem Menschen (der
jetzt in Eurem Rücken stehen würde) beantwortet oder erfüllt haben
wolltest:
„Warum reagierst Du nicht so auf mich, wie ich es mir gewünscht
habe?“
wird zu:
„Warum reagiere ICH nicht so auf mich, wie ich es mir gewünscht
habe? “
„Warum liebst Du mich nicht so, wie ich es verdient habe?“
wird zu:
„Warum liebe ICH mich nicht so, wie ich es verdient
habe?“
„Warum behandelst Du mich nicht freundlicher und
respektvoller?“
wird zu:
„Warum behandele ICH mich nicht freundlicher und
respektvoller?“
„Warum erfüllst Du meine Erwartungen nicht?“
wird schlussendlich zu:
Warum erfülle ICH meine Erwartungen nicht?“
Loslassen bedeutet für uns, nicht woanders nach Antworten zu
suchen, die wir uns nur selbst geben können.
Loslassen bedeutet die Eigenverantwortung und Selbstfürsorge zu
übernehmen.
Eine wirklich fiese Antwort auf alle umgekehrten Fragen könnte
nämlich sein:
„Weil ich es mir nicht wert bin!“
Spätestens da fliegt der Schwindel auf. Wir erwarten von einem
anderen Menschen etwas in mir zu sehen, was wir selbst nicht
sehen.
Ich erwarte, dass ein Anderer einen Anspruch erfüllt, den ich
selbst nicht erfülle,
Ich erwarte von einem anderen Menschen schlicht etwas, was völlig
unangemessen ist, wenn ich es mir offensichtlich selbst nicht geben
kann.
Da liegt für uns der Schlüssel zum Loslassen. Lassen wir die
Anderen aus der Verantwortung und kümmern uns erstmal selbst um
uns.
Und wenn wir Dinge bei uns verändern, ändert sich auch die Resonanz
darauf, bei unserem Gegenüber.
Loslassen, also den Fokus von einem anderem Menschen oder einer
Idee zurück auf uns selbst legen, bedeutet deshalb nicht unbedingt
das Ende von Etwas, sondern nur eine Veränderung.
Die Resonanz auf die Veränderung kann in jede Richtung gehen und
deshalb müssen wir auch überhaupt keine Angst davor haben
loszulassen, denn wir verschließen dadurch keine Tür, wir öffnen
nur Neue.
Und es ist auch nicht irgendwie „egoman“ sich erst einmal sehr
intensiv um sich selbst zu kümmern. Es ist unabdingbar.
Beziehungen und Freundschaften werden so häufig aus den falschen
Beweggründen geschlossen. Wenn wir dem richtigen Beweggrund ein
bisschen näher kommen wollen, müssen wir zuerst bei uns aufräumen,
bevor wir jemanden reinlassen können.
Das machen wir ja auch so, wenn wir Besuch empfangen,
oder.
Und wir dürfen niemals vergessen, dass uns kein Mensch gehört. Egal
wie sehr wir jemanden lieben, er gehört uns nicht für ein Leben
lang.
Aber wir erhöhen die Chancen, dass er gerne bleibt, wenn wir den
Anspruch „ZU MÜSSEN“ als Last von seiner Schulter nehmen und ihn
stattdessen einladen können zu bleiben, solange es ihm bei uns
gefällt.
Also lasst uns nicht vergessen uns ab und an mal zu unserem Spiegel
herum zu drehen, wenn wir merken, dass unsere Anspruchshaltung an
Andere nicht konform geht mit dem, was wir von Anderen
bekommen.
Lasst uns regelmäßig Ordnung im eigenen Haus machen, dann kommen
die Anderen auch gerne – vielleicht auch, um zu bleiben.
Wer sich intensiver mit der Technik und dem Hintergrund der
"umgekehrten Fragen" beschäftigen möchte, findet diese Idee
ausführlich erklärt bei "The Work" von Byron Katie und kann sie an
verschiedenen Stellen in
unserem Coaching-Programm wiederfinden.